AKBiS-Grundlagenseminar in München

Das AKBiS-Grundlagenseminar gehört seit einigen Jahren zu den Dauerbrennern im Seminar-Angebot der Handwerksorganisation. Ein wichtiger Grund ist sicherlich die Praxisnähe der Referenten, die alle als Berater bei Handwerkskammern und Verbänden tätig sind und die aus ihrer Erfahrung heraus den AKBiS-Standard entwickelt haben.

Olaf Kittel begrüßt als einer der Arbeitskreis-Koordinatoren die Teilnehmer

Der AKBiS-Standard

Der AKBiS-Standard stellt sicher, dass Handwerksbetriebe auch in der Unternehmenskrise rechtssicher beraten werden. Der Standard wird in einem umfangreichen Handbuche dargestellt, ergänzt um Informationen zur rechtlichen Situation, Kennzahlenanalyse, Finanzplanung und das Reporting. Ergänzt wird das Handbuch durch eine wachsende Anzahl von Informationsschriften und Checklisten zur Bewältigung und zur Vermeidung von Krisen.

So trafen sich vom 5. – 7. Juli in München 20 Beraterinnen und Berater, um sich über die Besonderheiten der Beratung von Betrieben in Schwierigkeiten zu informieren.

Überblick über die Rechtslage

Sven Rathgeber, Syndikusanwalt der Handwerkskammer München, informierte über die nicht ganz einfache Rechtslage der Beratung von Betrieben in Schwierigkeiten. Insbesondere bei der Beratung von Kapitalgesellschaften drohen Haftungsrisiken, aber auch bei Personengesellschaften muss eine Empfehlung zur Fortführung des Unternehmens sorgfältig geprüft werden.

Überblick über den Beratungsprozess

Als Hilfestellung präsentierten Olaf Kittel und Michael Pfister den „AKBiS roten Faden“, der den typischen Beratungsprozess abbildet und darauf hinweist, wann die Fortführung der Beratung möglich ist oder diese abgebrochen werden sollte. Ergänzt wird dies durch eine Checkliste der (finanzwirtschaftlichen) Indikatoren, die eine Insolvenzsituation anzeigen.

Abgeschlossen wurde der Tag auf Einladung der Handwerkskammer für München und Oberbayern in einem Münchner Traditionsrestaurant.

Ausgewählte Tools: Krisencheckliste und LIquiditätsstatus

Am nächsten Morgen stellten Michael Pfister und Walter Gossmann die AKBiS-Krisencheckliste vor, ergänzt mit Tipps für die Berater über den Einsatz in der Beratungspraxis.

Danach wurde es praktisch. Ist die Liquiditätslage angespannt, muss der „Liquiditätsstatus“ überprüft werden. Damit wird überprüft, ob die rechtlichen Vorgaben für die Fortsetzung der Unternehmenstätigkeit gegeben sind (90 % der Auszahlungen müssen sowohl für die nächsten drei Wochen als auch für die nächsten 3 Monate gewährleistet sein). Carsten Bonß von der HWK Südthüringen präsentierte sein Excel-Tool und lud die Teilnehmer ein, dies an einem Musterbeispiel anzuwenden. So konnten diese erleben, dass der aufwändige Prozess mit dem Tool deutlich beschleunigt werden kann.

Die Erstellung des Liquiditätsstatus ist für Kapitalgesellschaften verpflichtend, findet jedoch auch zunehmend Anwendung bei Personengesellschaften, da es ein präzises Instrument zur Bewertung der Unternehmenssituation darstellt.

Carsten Bonß (HWK Südthüringen) stellt den von ihm entwickelten Liquiditätsstatus als Excel-Tool vor.

Bevor der Münchner Verein die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den international renommierten Biergarten des Augustiner-Kellers einluden, gaben die Versicherungsexperten Martin Fischer und Jörg Burow noch Tipps, wie eine Unternehmen auch für die Krise abgesichert werden kann.

H. Jörg Burow (Regionaldirektor der Münchener Verein Versicherungsgruppe) informiert über Maßnahmen zur Krisenvorbeugung.

Zusammenfassung der Ergebnisse

Der Donnerstag diente der Zusammenfassung und Ergänzung. Walter Gossmann stellte dar, welche Schritte ergriffen werden müssen und wie diese für die Hausbank zusammengefasst werden. Bei einem Unternehmen in der Krise erwarten die Geldgeber, dass die

  • Ursachen analysiert werden und daraus
  • Maßnahmen abgeleitet werden, die dies in Zukunft vermeiden, dies mit einer
  • Finanzplanung (Fortschreibung / Neuplanung) plausibilisiert wird und in einem abschließenden
  • Bericht zusammengefasst dargestellt wird.

Der AKBiS-Standard leistet Unterstützung indem die Analysen zusammen mit der Darstellung der Ergebnisse in einer Mustervorlage mit wertvollen Hinweisen zur Umsetzung durchgeführt werden können. Aus praktischen Gründen werden Maßnahmenplanung (gleichzeitig Arbeitsvorlage für die Umsetzung im Betrieb) und Finanzplanung mit Unterstützung von separaten Muster-Vorlagen erstellt werden. Ergebnisse werden einfach per Copy & Paste in den Bericht integriert.

Der Referent wies darauf hin, dass in der Praxis die Banken sehr positiv auf die strukturierte Vorgehensweise und vor allem auf die pragmatischen Maßnahmenkataloge reagieren, die im Rahmen des AKBiS-Standards erarbeitet werden. Juristisch problematische Begriffe wie Fortführungsprognose oder Sanierungskonzept können (meist) geschmeidig umgangen werden. Die Ansprechpartner sehen, dass der AKBiS-Standard die etwas schwammigen Vorgaben für den IDW S6:2018 (beruhend weitgehend auf finanzwirtschaftlichen Daten) mit operativen und damit praktisch umsetzbaren Maßnahmen entspannt übertrifft.

Verfügbarkeit der Arbeitshilfen und kollegiale Unterstützung

Die pragmatischen Checklisten und Werkzeuge der Arbeitsgruppe fanden bei den Teilnehmern viel Anklang, sind sie doch nicht nur in der Krisenberatung eine Hilfe. Das Netzwerk, das über die Jahre in der Zusammenarbeit mit den Teilnehmern entstand, ist ein weiteres Plus. Wer Probleme mit erfahrenen Beraterinnen und Beratern besprechen will, findet über den Arbeitskreis (meist) einen Ansprechpartner, der weiterhelfen kann – unabhängig von Handwerkskammern oder Bundesländergrenzen.

Die Berater der Handwerksorganisationen finden die Tools und Arbeitshilfen des AKBiS im BISNET des ZDH. Für Betriebe und Unternehmer sind viele Hilfsmittel auch auf der Webseite des Arbeitskreise unter www.ak-bis.de verfügbar.

Wir bedanken uns bei allen interessierten Teilnehmern und freuen uns auf einen regen Austausch auch nach dem Seminar.

Interessierte Teilnehmer verfolgen die Ausführungen des Referenten

Dank an Sponsoren

Wir bedanken uns bei den Unterstützern des Seminars:

  • Handwerkskammer für München und Oberbayern
  • Landesinnungsverband für das bayerische Bäckerhandwerk
  • Münchener Verein Versicherungsgruppe

Der Münchener Verein Versicherungsgruppe gratulieren wir zusätzlich zum 100-jährigen Bestehen.